Reformation 2017 in den Kirchenkreisen Aachen . Jülich . Gladbach-Neuss . Krefeld-Viersen

Auf den Spuren der Mütter und Väter im Glauben gepilgert

Reformationsjubiläum „im Kleeblatt“ endet mit Pilgerwanderung von Schleiden nach Gemünd – Abschlussgottesdienst mit Tauferinnerung betont heute das Gemeinsame zwischen den christlichen Konfessionen

Jeden Sonntag, bei Wind und Wetter und teils heimlich bewältigten die Protestanten im 17. und 18. Jahrhundert diesen Weg. Sechs Kilometer durch das Tal von Schleiden nach Gemünd, und - nach dem Gottesdienst - sechs Kilometer wieder zurück. Denn mit der Gründung der evangelischen Gemeinde in Schleiden im Jahr 1542 gab es hier zwar die erste evangelische Predigt in der Region, früher noch als in Aachen. 167 Jahre lang, von 1619 bis 1786, war die Feier von Gottesdiensten für die Protestanten in Schleiden jedoch verboten und sie mussten sich dafür nach Gemünd begeben. Denn dieser Ort lag damals in einem anderen Herrschaftsgebiet.

Mit dem heute gemütlichen Spaziergang auf asphaltierten Wegen, entlang idyllischer Pferdekoppeln und durch gepflegte Wohngebiete hatte die damalige Strecke sicher nicht viel Ähnlichkeit.

Für viele die erste Pilger-Erfahrung

„Wir fanden es trotzdem einmal spannend nachzuempfinden, was die Menschen früher gemacht haben, um ihren Gottesdienst feiern zu können“, sagen Uwe und Martina Kappe aus Monschau, die bei diesem letzten Pilgerweg im Rahmen des Reformationsjubiläums „im Kleeblatt“ dabei waren. „Für uns ist das der erste Pilgerweg überhaupt, den wir gehen, und für uns waren die Andachten zu Beginn und unterwegs sehr anregend.“ Der Pilgerweg von Schleiden nach Gemünd bildete am Sonntag den Abschluss der Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum, welche die vier Kirchenkreise Aachen, Jülich, Krefeld-Viersen und Gladbach-Neuss gemeinsam ausgerichtet hatten.

Zwei katholische und zwei evangelische Orte ausgewählt

Etwa hundert Menschen machten sich zum Motto „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ (Epheser 4) auf den Weg. Anders als in früheren Jahrhunderten nahmen an diesem Pilgerweg nicht nur Protestanten teil, sondern auch viele Katholiken. Das Vorbereitungsteam setzte sich ebenfalls ökumenisch zusammen, und als Stationen waren zwei katholische und zwei evangelische Orte ausgewählt worden: Zu Beginn die Evangelische Kirche in Schleiden, als Zwischenstopp die katholische Kirche St. Johann Baptist in Olef, als Ziel die Evangelische Kirche in Gemünd und zum Abschluss der Gottesdienst in der Schlosskirche Schleiden. Zuvor gab es einen Empfang mit Grußworten und Imbiss im Franziskus-Haus in Schleiden.

Gottes Wort führt uns aufeinander zu

„Heute markiert dieser Weg nicht mehr das Trennende, sondern das Gemeinsame, das uns eint“, sagte der evangelische Pfarrer Erik Schumacher aus Schleiden, in seiner Andacht zu Beginn. „Das Wort Gottes hat von jeher Menschen in Bewegung versetzt, und es kam nicht leer zurück. Heute führt es uns in versöhnter Verschiedenheit aufeinander zu.“ Bei den Teilnehmenden kam dieses Konzept wieder gut an. „Ich finde es spannend, weil man mehr über die eigene Religion und die Geschichte herauskriegt“, sagte zum Beispiel der elfjährige Maximilian Erkens aus Blankenheim, der mit Mutter und Oma zum ersten Mal auf einem Pilgerweg mitging und der einer der jüngsten Teilnehmer war.

Viel Erfahrung hingegen brachte Michael Krumbach aus Düren-Arnoldsweiler mit, der schon beim Kleeblatt-Pilgerweg auf die Sophienhöhe mitging und sich sonst mit der katholischen „Matthias-Bruderschaft“ an Wallfahrten nach Trier beteiligt. „Neulich auf der Sophienhöhe hat es uns so gut gefallen, dass wir heute wieder zu siebt dabei sind“, sagte er. Elfriede Balschun aus Harperscheid pilgerte mit ihren 76 und 89 Jahre alten Schwestern zum ersten Mal. „Wir haben davon im Gemeindebrief gelesen und wollten es einfach mal ausprobieren“, sagte 84-Jährige. „Uns gefällt es sehr gut!“

Bürgermeister pilgerten mit

Unter den Pilgern waren auch der Schleidener Bürgermeister Udo Meister und der stellvertretende Bürgermeister von Hellenthal, Werner Wamser. Sie sprachen, ebenso wie Markus Ramers, stellvertretender Landrat des Kreises Euskirchen, beim Empfang im Franziskus-Haus ein Grußwort. „Die Ökumene ist bei uns in der Eifel gelebter Alltag“, sagte Bürgermeister Udo Meister. Die Aufgabe der Christen sei es seiner Meinung nach, das Verbindende zu betonen. Selbst Martin Luther habe mit der Reformation nicht die Absicht gehabt, eine neue Kirche zu gründen, sondern er habe die herrschenden Zustände verbessern wollen. „Das sollte auch 500 Jahre später noch unser Ziel sein“, sagte er.

Tauferinnerung in der Schlosskirche

Zum abschließenden Gottesdienst in der Schlosskirche Schleiden begrüßte der katholische Pfarrer Philipp Cuck nicht nur die Gäste, sondern auch das evangelische Taufbecken, das aus der evangelischen Kirche in die Schlosskirche gebracht worden war. Denn nach den beiden Predigten von Superintendent Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff und Weihbischof Dr. Johannes Bündgens schöpften die Organisatoren aus dem Vorbereitungsteam Wasser aus beiden Taufbecken für die symbolische Tauferinnerung, die alle Gottesdienstteilnehmer sich untereinander gaben.

„Was für mich in meinem Erleben dieses Reformations-Jubiläumsjahr ausgemacht hat, das war, dass wir als Christen wie auch heute EINE Pilgergemeinde gewesen sind“, sagte Superintendent Bruckhoff. „Katholische und Evangelische, wir sind das wandernde Gottesvolk, wir sind Kirche unterwegs zu den Menschen. Und ich hoffe und wünsche mir, dass diese guten Zeichen des vergangenen Jahres weitergehen auch in der Zukunft!“

Alle Pilgerwege wurden gut angenommen

Für Pfarrerin Friederike Lambrich aus dem Kirchenkreis Krefeld-Viersen war dieser Pilgerweg zwei Tage vor dem Reformationstag die letzte der Großveranstaltungen, die sie als Geschäftsführerin des gemeinsamen Jubiläumsjahres der vier Kirchenkreise organisiert hatte. „Die Pilgerwege wurden sehr gut angenommen“, sagte sie. „Ich denke, das liegt an der Kombination aus frischer Luft, guter Gemeinschaft und dem Wechsel zwischen Bewegung und Innehalten. Außerdem hatten wir unheimliches Glück, dass bei jedem unserer Pilgerwege das Wetter gut war!“

Auch mit etwas Wehmut blicke sie nun auf die vergangenen drei Jahre zurück, in denen die Leitung des Reformationsjubiläums „im Kleeblatt“ ihre Hauptaufgabe war. Viel Zeit für Melancholie bleibt jedoch nicht, denn die nächste Aufgabe wartet schon auf sie: Anfang Dezember tritt sie eine Gemeinde-Pfarrstelle im Kirchenkreis Jülich an.

(Text: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)

Weitere Eindrücke vom Pilgerweg

Gottes Wort
kehrt nicht wieder leer
zu ihm zurück. Jesaja 55