Reformation 2017 in den Kirchenkreisen Aachen . Jülich . Gladbach-Neuss . Krefeld-Viersen

Gottes Wort kehrt nicht wieder leer zu ihm zurück

Ehrlich gesagt – als wir dieses Schriftwort zum Motto für das „Reformationsjubiläum im Kleeblatt“ gekürt hatten, war ich nicht besonders froh damit. Völlig unverständlich – was soll das denn heißen? Eine Botschaft, die man erklären muss, ist wie ein Marathonläufer mit Krücken. Seit wann kehren Worte zu wem auch immer „zurück“? In der Mediengesellschaft sind wir es gewohnt, dass Worte losgefeuert werden und dann sind sie in der Welt und kommen überhaupt nicht zurück. Auch nicht, wenn man das eigentlich dringend möchte… Ungefähr so wie damals, als ich als zornige 16-Jährige meinen Vater beim Frühstück als einen „Kapitalisten übelster Art“ beschimpft habe. Kein bisschen Wort ist zurückgekommen, aber seine spontane Reaktion hat bei mir einen Eindruck davon hinterlassen, was Wirkung ist.

Worte kommen nicht zurück, sie sind in der Welt und da wirken sie. Zwangsläufig und unvermeidlich. Was also tun mit diesem Prophetenwort und wie es verstehen?

Zunächst einmal: SO steht es in Jesaja 55 überhaupt nicht.  Da steht vielmehr:

„MEIN Wort kehrt nicht wieder leer zu mir zurück!“ Gott spricht, nicht Jesaja.

Unser Motto ist damit nicht ganz korrekt zitiert, könnte man sagen…

Und was heißt das jetzt? Kommen Worte jetzt doch zurück?

In Jesaja 55 finden wir das Gottes-Wort eingebettet in die Schilderung von Natur und Schöpfung:

Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.

Wunderbare Bilder der Schöpfung. Bilder, die Gottes Wort in den Zusammenhang von Fruchtbarkeit und Werden, Wachstum und Gelingen stellen. Ein Weltbezug, der kaum klarer sein könnte. Denn Gottes Wort ist in diese Welt gerichtet, mit ihm erfahren wir was Heilsein bedeuten könnte! Aber: Wenn Bilder von hungernden Menschen in Somalia in unsere Wohnzimmer flimmern, wenn wir Flüchtlinge besuchen, die in dieser Welt keinen anderen Ort als eine Containerbehausung haben, wenn wir am Zaun von Marokko Jungs treffen, die drei Wüsten durchquert haben, um der Armut zu entfliehen, dann hat das nichts mit Werden, Wachstum und Gelingen zu tun. Dann müssen wir uns fragen, was falsch gelaufen ist und warum wir in unserer Welt das Wort Gottes oft so schlecht hören.

Und ob das wirklich so ist, dass das Wort Gottes nicht leer zu ihm zurückkehrt.

Vor einigen Tagen habe ich Flüchtlinge in einem Aufnahmelager an der serbischen Grenze besucht. Dort herrschen geordnete schreckliche Zustände: Menschen wie Tiere hinter Gittern – sie verhungern nicht und dürfen duschen, aber sie sind nicht mehr als Nummern auf einem Papier. Die schwer bewaffneten Überwachungsbeamten haben uns erlaubt, Gottesdienst zu feiern. Die jungen Männer haben ihre Bibeln mitgebracht: abgelesene, zerfledderte Bücher, vielfach mit Bleistift und Textmarker durchgearbeitet. Jaakob aus Mali sitzt neben mir und hält mir seine Bibel zum Mitlesen hin. Damit ich „Gottes Wort sehen und hören kann“. Er lebt hier seit 6 Monaten – ungeklärter Status, die Botschaften brauchen halt Zeit, sagt er. Von seiner Familie weiß er nichts – 3 Kinder hat er in den Wirren der Flucht verloren, seine Frau ist an einem anderen Ort untergebracht, er weiß nicht wo, seine alten Eltern sind zurück geblieben. Im Gottesdienst ist viel von Trost und Hoffnung die Rede. Davon, dass das Beten helfen soll in dieser Situation, dass man auf Gott vertrauen, mit Jesus leben soll. Tamazs, der Prediger, spricht eindringlich: „Jesus ist bei Euch. Der Sohn Gottes liebt Euch.“ Ich merke inneren Widerstand: Beten gegen Gitter und Schlagstöcke? Am Ende sagt Jaakob zu mir: „Ich weiß, dass Jesus an meiner Seite ist und das macht mich stark, die Hoffnung nicht zu verlieren. Gott segne Dich. Danke, dass Du hier bist. Der HERR lasse deinen Gang in Seinem Wort fest sein!“

Da habe ich verstanden, was es heißt: „Gottes Wort kehrt nicht wieder leer zu ihm zurück!“
Ein gutes Motto für unser Reformationsjubiläum!

Martina Wasserloos-Strunk
Leiterin der Philippus-Akademie im Kirchenkreis Gladbach-Neuss

Gottes Wort
kehrt nicht wieder leer
zu ihm zurück. Jesaja 55

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